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Eine wesentliche Aufgabe des Coaches ist es, die vielleicht vorhandenen „Antreiber“ des Coachees aufzuspüren und zu definieren. Antreiber sind Glaubenssätze oder Verhaltensregeln, die von den Eltern den Kindern mitgegeben werden und größtenteils unbewusst das Verhalten des Erwachsenen beeinflussen. Jeder dieser Antreiber kann – wenn er erkannt wird – gezielt für den Erfolgsprozess eingesetzt werden, wenn die möglichen Fallen, die diese jeweiligen inneren Glaubenssätze in sich tragen, gesehen und umgangen werden.
Verfügt eine Führungskraft über einen anderen Antreiber als der Untergebene, kann es zu Missverständnissen und Verunsicherungen kommen. Diese Situation kann nur gelöst werden, wenn alle Beteiligten die eigenen Gefühle und die Erwartungen an das Gegenüber analysieren und austauschen. Ist der Austausch konstruktiv, können die Stärken beider Antreiber zum gemeinsamen Nutzen eingesetzt werden.
Jeder Antreiber hat seine eigenen Stärken und Fallen. Exemplarisch möchte ich heute 3 Antreiber aufgreifen und näher erläutern
Innerer Glaubenssatz: „Ich muss mich immer noch verbessern, ich bin nie gut genug.“
Stärken: Genauigkeit, Zuverlässigkeit, liefert qualitativ hochwertige Arbeit, plant genau, geduldig (um alles richtig zu machen)
Fallen: zu hoher Qualitätsanspruch an die eigene Arbeit, braucht sehr bzw. zu lang für die Fertigstellung einer Arbeit, delegiert ungern, ist mit seiner Arbeit immer unzufrieden, kann sich kaum Fehler eingestehen und auch bei anderen keine Fehler akzeptieren
Tipp: Führungskräfte, die immer alles perfekt erledigt wissen möchten, werden am besten durch die Anerkennung ihrer Leistungen und der Schaffung von Strukturen (z.B. Zeitplänen) unterstützt.
Innerer Glaubenssatz: „Ich muss mich beeilen, sonst werde ich nicht fertig.“
Stärken: erledigt Arbeiten in extrem kurzer Zeit, arbeitet an mehreren Dingen gleichzeitig, ist sehr dynamisch, reißt die Arbeitsgruppe mit, kann begeistern und antreiben, hat Überblick, delegiert, ist flexibel
Fallen: anfällig für Fehler, Ungeduld, hört schlecht zu, kann sich schlecht auf andere (vor allem langsamere) Kollegen einstellen, mangelhafte Weitergabe von Informationen, hektisch
Tipp: Eine Führungskraft mit diesem Antreiber braucht stetig neue Herausforderungen und kann ohne „Action“ nicht arbeiten.
Innerer Glaubenssatz: „Ich muss immer hart arbeiten“ „Ohne Fleiß kein Preis.“
Stärken: pflichtbewusst, sehr zuverlässig, bleibt auch bei schwierigen Aufgaben bei der Sache, Vielseitig, bei mehreren Projekten gleichzeitig einsetzbar
Fallen: Erfolg (auch der Anderer) muss hart erarbeitet werden, sonst wird er nicht als solcher akzeptiert; wählt den Weg des größten Widerstandes; kann einfach Lösungen nicht annehmen, kaum unbeschwert, jammert, Tendenz, zu viele Aufgaben zu übernehmen; kann sich über Erfolge nicht freuen
Tipp: Lebt die Führungskraft nach diesem Glaubenssatz, wird sie dazu neigen, anderen Arbeiten abzunehmen und es zulassen, dass Aufgaben an sie delegiert werden. Das größte Bedürfnis ist hier die Anerkennung der Anstrengungen und der Mühe.
Quelle: Haberleitner, E., Deistler, E., Ungvari, R. (2009); Führen, Fördern, Coachen: So entwickeln Sie die Potentiale Ihrer Mitarbeiter. Frankfurt/Wien: Piper Verlag